Du kamst aus dem Nichts.
Zwei Milchflaschen am Brückenrand.
Zeit ging – spielend am Bach,
baden im kühlen Nass.
Freundschaft ohne Uhr.
Kindergartens verspielter Weg.
Obstwiese mit Mittagsschlaf,
Bienen im Taschentuch verpackt.
Zur Zucht? Oh – honigsüßer Traum!
Das liebliche Mädchen in Gruppe Zwei.
Am Abend Milch und Polenta.
Großvaters Bett, Rotkäppchen, Die sieben Geißlein.
Vaters Werkstatt, das eigene Beil, Hammer und Nägel.
Der Ziegenbock, der wütend mit der Herde kam.
Das rettende Tor – in das er knallte.
Die niedlichen Geißlein zum streicheln.
Der Hahn dessen Böswilligkeit
nur der Besen Einhalt gebot.
Frühlings Schneeglöckchen im Wald
– lockende Wärme zum pflücken.
Ostern mit Dotterblumen genestet.
Sommers Berge und Wälder,
Lagerfeuer, Kartoffelduft.
Der Fluss – verseucht, verboten
– sorgloser Spaß.
Wetter gab`s keines.
Gestauter Bach, gesammelter Fisch.
Tobende Gärtner – nach Durchbruch des Damms.
Herbstlich süße Trauben,
Pferdewagen, die sie in schweren Fässern fuhren.
Vernascht, versteckte Mitfahrt
– manchmal der rettende Sprung vor der Peitsche.
Winterliches Weiß,
unendliche Eisbahn des Bachs,
Schlitten am Berg.
Schneemann mit Vater – Eltern mit Zeit.
Schlachtfest. Angst vor dem Schrei,
Strohfeuer beim Sengen,
verspielte Cousins und Cousinen,
frische Leber und Wurst.
Weihnachtlicher Baum mit Kerzen,
Marzipanzucker in farbigem Gold verpackt.
Orangen – das eine Mal im Jahr!
Die Kirche – erhellt vom mächtigen Baum.
Wenn Gott – dann jetzt!
Lieder, Gedichte, Krippenspiel.
Geschenktüte, Lebkuchen herrlich verziert
und sichtbar verpackt.
Alles schon sehr lange her.
Die Zeit ging baden
– der Bach über den Fluss ins Meer.
Archiv für den Monat Januar 2016
Sylvia Kling – Grünland
Künzelsau (Acryl auf Leinwand, 150×100 cm)
Es gesellt sich ein
mildgrüner Zauber
waldiger Höhen
zur Ruhe
des Horizontes,
singt leise in
der Hörenden Sinn
Ein Kirchturm ragt
in den Himmel,
umworben von
der Krone
Jahrhundertweiser,
umfangen von
des Tages Licht
Eben ist die
türmende Ferne,
so friedvoll
dem Leben erhaben,
lindert das Leid
aller Klagen
Mauerschönheiten,
erschaffen in eiligem Saume
spiegeln sich im
tröstenden Wasser,
es tropft ein
Blick kopfüber
ins Herz erquickend leicht
Ein leiser Friede
löst das Unheil
in unserer Brust,
du Grünland,
so nebelschwer du einst
gelegen,
so hebst du den Schleier
hungrig müder Augen.
.
©Sylvia Kling
.
Sylvia Kling schrieb das Gedicht eigens für mein Bild und es ist Teil ihres Lyrikbandes „AusGeatmet“, der letztes Jahr erschien. Dies ist ein tolles zeitgemäßes Buch, in dem Liebe , Natur und Zeitgeschehen ganz eng beeinanderliegen.
Die Autorin lebt, liebt, fragt und bezieht Stellung. Die Sprache ist gewählt und schön – aber deutlich.
… ein Buch zum lesen und nachlesen.
.
Meine Lieblingspassage darin:
.
„Nicht die Vergangenheit
ist eine Lüge,
eure grellen Laute sind
entgleiste Züge.“
.
Mehr Zeitgeist geht nicht.
…
Sylvias Blog:
https://sckling.wordpress.com/
und Sylvias HP:
http://www.sylvia-kling.de/
Demapati & Kyoto
flieg
der Sonne entgegen
breite dein Lager
in Kirschblüten aus
geh in die Welt
reite den Wind
im kleinen Drachen
reift die Zeit
erlebe das Schöne
folg deinem Herzen
irgendwo
liegt dein Paradies
doch bist du müde
komm wieder heim
erzähl
mir vom Leben
durch deine Augen
möchte ich sehn
vielleicht
bauen wir gemeinsam
ein Schiff
segeln über die Meere
wir speisen das Feuer
demapati der Drache
lebt
Das Kind
Skulptur „d. A. f. n. w. v. St.“
***
einst
sprach das Kind zu mir
erzählte wunderschön
von Leichtigkeit und Freude
wischte die Tränen weg
und manch Erinnerung
vergaß die Prügel
und die Angst vor morgen
nun ist es still
und weint
nimmt Abschied
von der Hoffnung
dass man die Worte sagt
die niemand
nun mehr sagen kann
nun schweigt es
auch das Kind
versucht die Stille zu verstehn
verstanden
hat es nichts
Nochmal
Diese Einstellung nochmal – denn
es ist erschreckend, wieviel Dummheit an den Tag gelegt und auch die Dummheit anderer genutzt wird, um die Geschehnisse von Sylvester in Hass gegenüber unschuldigen, schutzsuchenden Menschen zu verwandeln.
Jede einzelne abscheuliche Tat war zu viel und die Täter werden hoffentlich alle ermittelt, bestraft und ausgewiesen. FÜR SIE DARF ES KEINEN PLATZ IN DEUTSCHLAND GEBEN! … aber waren in dieser Nacht eine Million (Flüchtlingszahl 2015) Verbrecher in Köln?
***
Wotans Erben
*
wetzt die Zungen
düngt den Boden
zieht euch Früchtchen
hegt und pflegt die Gene
schert die Haare
flechtet Zöpfe
färbt braun die Brillen
betoniert die Köpfe
blaue Augen
sind auf Blond geeicht
bindet Scheuklappen
vor Horizonte
morgen
steigt wieder Feuer
aus dem Vergessen
und ein Früchtchen
reift zur Frucht
o.t.
Acryl, 100×100 cm
…
wärmend
lächelt mir der Spiegel
wenn das Licht
der Tage fällt
und
goldene Kälber
aufgebläht
in Gassen lauern
im Abendrot
entblößte Leiber
nackt
schreiten sie
durchs offene Tor
tanzen möcht ich
nicht zu Liedern
deren Sänger
ich nicht kenn
bin ich müde
denk ich
an den Spiegel
und sein Lächeln
das mich trägt
ohne titel
…
sorge Dich nicht
wenn meine Seele sich
zur Nacht verfängt
durch tausend Täler
tausend Bäche
sich zu diesem einen
großen Strom vereinen
der ruhig fließt
in seinem breiten Bett
und Schiffe trägt
zum weiten Meer hinaus
nimm Du das Steuer
setz die Segel
irgendwo
beginnt ein neues Land
in meinen Träumen
bist du bei mir
bis der Morgen sich
ins Licht ergießt
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Heute empfehle ich euch einen tollen Artikel von Anna Schmidt über
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Bitte dem Link folgen:
http://annaschmidt-berlin.com/2016/01/10/unterschiede-und-gemeinsamkeiten/
Holz
! Nachträglich! : – ich setze den Text des Liedes zu den Kommentaren.
…
In der Welt ist`s dunkel, leuchten müssen wir“, steht auf dem kleinen geschnitzten Holztäfelchen als Text unter dem Bild mit dem Mädchen, welches mit der Laterne in der einen und einer Blume in der anderen Hand über die Blumenwiese geht.
Und auf der Rückseite ein Bleistiftvermerk: „Zum Andenken aus Russland, Smoleanka 1946, Susanna Hoffmann“ – ich habe den Namen geändert.
Das Werk dieses unbekannten Künstlers, offensichtlich im sowjetischen Arbeitslager entstanden, wurde mir vor über dreißig Jahren geschenkt.
Irgendwann im Laufe meiner eigenen Künstlerjahre dachte ich, ich gebe dem Täfelchen den ihm gebührenden Rahmen. Ich fasste es in eine Holzplatte ein, in die ich Symbole von kirchlichen und weltlich/politischen Ideologien mittels eines Heißluftgebläses einbrannte.
Es war nicht meine Absicht, die Qualität der Ideologien zu erörtern – mir ging es lediglich darum, an die Folgen derselben zu erinnern.
Irgendwann hing das Ding im Rahmen einer Ausstellung im Rathaus (Schloss) Freistadt (Name geändert).
… zwei Tage lang.
Dann kam die Aufforderung per Telefon, es abzuhängen. Die Begründung: – ich dürfe hier kein Hakenkreuz ausstellen, die Besucher hätten sich beschwert.
Ich war mit meiner Ausstellung Gast in diesem Haus und folgte der Aufforderung.
Bei einer der nächsten Ausstellungen, diesmal in einer Fortbildungsstätte für Lehrer, überklebte ich das Hakenkreuz und hängte das Objekt wieder auf.
Die Zensur kam noch während des Aufbaus. Neben den diversen anderen Symbolen, könne man das Hakenkreuz vermuten.
Kommentarlos nahm ich das Holz von der Wand.
Irgendwann sah ich in einer anderen Ausstellung (Städtischer Museen) zwei völlig schwarze „Bilder“ :
- „Bei Nacht“ und „Unter Tage“.