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Archiv für den Monat Januar 2017
„Letzte Heimkehr“ – J. F. von Eichendorff
Letzte Heimkehr
Der Wintermorgen glänzt so klar,
Ein Wandrer kommt von ferne,
Ihn schüttelt Frost, es starrt sein Haar,
Ihm log die schöne Ferne,
Nun endlich will er rasten hier,
Er klopft an seines Vaters Tür.
Doch tot sind, die sonst aufgetan,
Verwandelt Hof und Habe,
Und fremde Leute sehn ihn an,
Als käm er aus dem Grabe;
Ihn schauert tief im Herzensgrund,
Ins Feld eilt er zur selben Stund.
Da sang kein Vöglein weit und breit,
Er lehnt’ an einem Baume,
Der schöne Garten lag verschneit,
Es war ihm wie im Traume,
Und wie die Morgenglocke klingt,
Im stillen Feld er niedersinkt.
Und als er aufsteht vom Gebet,
Nicht weiß, wohin sich wenden,
Ein schöner Jüngling bei ihm steht,
Faßt mild ihn bei den Händen:
»Komm mit, sollst ruhn nach kurzem Gang.« –
Er folgt, ihn rührt der Stimme Klang.
Nun durch die Bergeseinsamkeit
Sie wie zum Himmel steigen,
Kein Glockenklang mehr reicht so weit,
Sie sehn im öden Schweigen
Die Länder hinter sich verblühn,
Schon Sterne durch die Wipfel glühn.
Der Führer jetzt die Fackel sacht
Erhebt und schweigend schreitet,
Bei ihrem Schein die stille Nacht
Gleichwie ein Dom sich weitet,
Wo unsichtbare Hände baun –
Den Wandrer faßt ein heimlich Graun.
Er sprach: Was bringt der Wind herauf
So fremden Laut getragen,
Als hört ich ferner Ströme Lauf,
Dazwischen Glocken schlagen?
»Das ist des Nachtgesanges Wehn,
Sie loben Gott in stillen Höhn.«
Der Wandrer drauf: Ich kann nicht mehr –
Ists Morgen, der so blendet?
Was leuchten dort für Länder her? –
Sein Freund die Fackel wendet:
»Nun ruh zum letzten Male aus,
Wenn du erwachst, sind wir zu Haus.«
Joseph Freiherr von Eichendorff
Johanna Ambrosius – „Es ist genug“
Es ist genug
Es ist genug! Hör‘ auf zu schlagen,
Im Staube liegt mein matt Gebein;
Du stillst des kleinsten Würmchens Klagen,
Soll ich allein vergessen sein?
Willst mich vernichten, wohl, ich stehe
Gewärtig Deines Schwertes Zug,
Nur tu‘ mit Schlägen nicht so wehe
Und halte ein. Es ist genug!
Es ist genug! Die Ketten brennen
Mit Höllenglut bis tief ins Herz,
Kein Wort kann ihn beim Namen nennen,
Den unermess’nen tiefen Schmerz.
Man löst dem Frevler seine Stricke,
Wenn zum Schafott ihn treibt der Fluch,
Begnad’ge Du mit einem Blicke
Doch meine Schuld. Es ist genug!
Es ist genug! Ich hab‘ gelitten,
Was nur auf Erden Leiden heißt,
Im Kampfe bis aufs Blut gestritten,
Und tief verwundet liegt mein Geist;
Sieh’ meiner Hände müdes Beben,
Hör‘ meinen schwachen Atemzug,
Du Richter über Tod und Leben,
Gib Frieden mir! Es ist genug!
Johanna Ambrosius
Anne Frank
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„Wie schön und gut würden alle Menschen sein, wenn sie jeden Abend vor dem Einschlafen sich die Ereignisse des ganzen Tages vor Augen riefen und dann genau prüften, was gut und was schlecht gewesen ist an ihrem eigenen Auftreten.“
in den Farben Deiner Schöpfung
Foto: Internet
in den Farben
Deiner Schöpfung
verliert sich meine Seele
ich weiß
oft ist es nur Fassade
und mich blendet trügerisch
der grelle Schein
hinter Kulissen
hängen Fäden unsichtbar
ziehst Du
Protagonisten ins Geschehn
doch aus Fassaden
werden Trümmer
Protagonisten
entziehen sich der Schuld
ich bin verwirrt
und frage:
reißen Deine Fäden
– oder ist es das
was Du gewollt?
Preußenlied (ein Geburtstagsgeschenk an Friedrich Wilhelm III.)
Text: Johann Bernhard Thiersch/Th. Schneider . Komposition: Heinrich August Neithardt
durch die Wand (mit Neigung zur Posse)
„Theaterkulisse pi 1“ – Acryl auf Leinwand, 100×70 cm
ein Körper
sollt nicht größer sein
als dass er seinen Kopf
in Würde tragen kann
sonst neigt
das Fleisch zu Dummheit
und in Übermut zu wuchern
es zeigt das Hirn
sich nicht in Muskelkraft
für Arbeit
braucht es wenig
und erreicht doch viel
darum bedenke nur
bevor du rennst:
– durch Wände
sieht das Hirn
und nie dein dummes Fleisch
wenn die Stille ruft
Laura
Francesco Petrarca
.
nie und nimmer
wird
dich Laura je erhören
ihre Anmut
speist den Schmerz
so lang du lebst
ihre Schönheit
soll dich immerzu betören
ihr Herz
gehört dir nie
auch wenn du
in den Wolken schwebst
in deinem Schmachten
gebarest du
die schönsten Weisen
doch Laura ?
sie geht beten nur
zur Kirche von Saint-Claire
Meiner besten Freundin Heike Kreitschmann
Als Baum
Als Baum
trüge ich den Himmel
in meinen Ästen
und die Erde
in meinen Wurzeln
In mir
pochte die Welt
und Vögel
sängen im Schutz
meiner Zweige
Ich atmete
dich mit jeder Faser
und ließe Regen
wie Tränen
zu Boden fallen
Wasser brächte ich
zum Blühen
durch das
Blätterboote
still segelten
Als Baum
trüge ich den Mond
in meinem Schatten
und die Sonne
in meinem Herzen
(c) Heike Kreitschmann
.
Liebe Besucherinnen und Besucher,
dieses wunderschöne Gedicht ist aus dem tollen Büchlein „Im blauen Himmel“ meiner langjährigen und besten Freundin Heike Kreitschmann.
Herzlichen Dank, liebe Heike, dass ich es hier veröffentlichen darf!
Mehr über und von Heike Kreitschmann könnt ihr unter diesen beiden Links lesen und schauen: