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Zu spät
Uns’re Schiffe willst Du lenken
nun nach einem gleichen Ziel?!
Fern Dir, losgerissen treib‘ ich,
längst der wilden Stürme Spiel.
Fürchte Du das böse Zischen,
kalte Grollen, fürcht‘ das Meer,
lass‘ mich ringen mit den Wogen,
einsam, haltlos, ohne Wehr!
Bleibe still und unbekümmert
ferne mir und nah‘ dem Strand,
bald entsinket ja das Ruder
meiner kraftlos müden Hand –
Oder – stürze muthig nach mir,
wenn mein Fahrzeug untergeht –
Sterben können wir zusammen,
doch zum Leben ist’s zu spät!
Allein
Einsam stand ich auf den Bergen,
wo der Falke kreischend flog,
über schneebedecktem Gipfel
seine stillen Kreise zog.
Einsam lag ich auf der Haide
wenn die Sonne untersank,
und der dürre glüh’nde Boden
gierig feuchte Nebel trank.
Einsam saß ich oft am Meere,
dessen alter Klaggesang
bald wild-zornig, bald süß-traurig,
bald wie dumpfes Schluchzen klang.
Einsam irrt ich durch die Wälder,
nur die Eul‘ am Felsenriff
war mein krächzender Gefährte
und der Wind, der wimmernd pfiff.
Einsam litt ich – aber tröstend
war die hehre Einsamkeit –
nicht allein trug ich mein Elend,
die Natur verstand mein Leid!
Doch allein – so ganz alleine –
abgrundtief von Euch entfernt,
fand ich mich in Euren Sälen –
als ich Euch versteh’n gelernt.
Rückkehr
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht höhnisch
und wendet euch nicht spöttisch ab!
Ich will kein Geld von euch entlehnen,
will nicht zurück, was ich euch gab.
Nicht euern Liebsten mehr gefährlich
bin ich und nimmer eurem Ruhm;
der Kummer nahm mir meine Schönheit
und all mein Unglück macht mich dumm.
Ich komm‘ zu euch, weil fortgetrieben
vom sichern Strand mein Lebensschiff;
ganz soll es scheitern, darum lenk‘ ich’s
zurück zu euch -: ihr seid das Riff!
Menschen
Als ich, mit der Welt zerfallen,
schweigend ging umher,
da fragten die lieben Menschen:
was quälet dich so sehr?
Ich sagte ihnen die Wahrheit;
sie haben sich fortgedrückt
und hinter meinem Rücken
erklärt, ich sei verrückt.
Feine Poeme,
die mich beeindrucken…
Morgengrüßle vom Lu
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Oh ja, lieber Lu!
… sehr fein – und wiederum doch sehr sachlich und auf den Punkt gebracht.
Ada Christen kannte ich bis vor einigen Tagen gar nicht. … und nun bin ich echt fasziniert von ihren tollen Gedichten – kann mit lesen gar nicht mehr aufhören.
Alles Liebe zu diesem wunderschönen SONNtag!
Michael
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Dankeschön, lieber Michael, für die feine Präsentation!
Herzlich, Lu
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Danke fürs Teilen, Michael, ich hatte bisher noch nie von ihr gehört, und frage mich nach dem Lesen, warum…
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Geht mir genauso, lieber Guido.
Alles Liebe,
Michael
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tolle entdeckung – danke, lieber michael!
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Das find ich auch, liebe Diana!
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